Ein Bericht von Isabel Würdig mit Fotos von Michael Matschuck

Spätestens als am Amsterdamer Flughafen eine größere Gruppe UN-Soldaten unter den Passagieren zu erkennen war, wurde unserer kleinen Reisegruppe klar, dass wir auf dem Weg in einen anderen Teil der Welt waren. (Was wir noch nicht wussten: An diesem Sonntagabend des 10. November 2013, an dem wir in Uganda landeten, kam nach vielen Monaten Reisezeit auch unsere Röntgenanlage endlich im Bwindi Community Hospital an.)

Wir erreichten Entebbe nach dem üblichen Zwischenstopp in Kigali gegen 22:30 Uhr und verbrachten die erste Nacht in einem Guesthouse, wo wir auf den Fotografen und Kameramann David O’Hare (ein Schotte der in Uganda lebt) trafen, der uns eine Woche lang begleiten sollte.

Am nächsten Tag fuhren wir viele Stunden nach Westen und kamen am späten Nachmittag in der King Fisher Lodge an. Der Blick auf den Queen Elisabeth Nationalpark belohnte für sämtliche vorangegangenen Strapazen.

Spätestens als am Amsterdamer Flughafen eine größere Gruppe UN-Soldaten unter den Passagieren zu erkennen war, wurde unserer kleinen Reisegruppe klar, dass wir auf dem Weg in einen anderen Teil der Welt waren. (Was wir noch nicht wussten: An diesem Sonntagabend des 10. November 2013, an dem wir in Uganda landeten, kam nach vielen Monaten Reisezeit auch unsere Röntgenanlage endlich im Bwindi Community Hospital an.)

Wir erreichten Entebbe nach dem üblichen Zwischenstopp in Kigali gegen 22:30 Uhr und verbrachten die erste Nacht in einem Guesthouse, wo wir auf den Fotografen und Kameramann David O’Hare (ein Schotte der in Uganda lebt) trafen, der uns eine Woche lang begleiten sollte.

Am nächsten Tag fuhren wir viele Stunden nach Westen und kamen am späten Nachmittag in der King Fisher Lodge an. Der Blick auf den Queen Elisabeth Nationalpark belohnte für sämtliche vorangegangenen Strapazen.

Blick auf den Queen Elisabeth Nationalpark © Michael Matschuck

In diesem Nationalpark zeigten sich uns auch die ersten Wildtiere: Löwen, Elefanten diverse Affen- und Antilopenarten, um nur einige zu nennen.

Übertroffen wurden diese Eindrücke jedoch von der späteren Bootsfahrt auf dem Kazinga-Kanal, den viele Tierarten als Wasserstelle nutzen. Hier beobachteten wir neben den ‚üblichen Verdächtigen‘ auch Krokodile, Pelikane, Nilpferde und Büffel – und zwar in großer Zahl.

Bemerkenswert ist auch die humorvolle Art, mit der uns die Ugander dort begegneten. Die meisten reagierten mit einem leicht gelangweilten Kopfnicken. Ein anderer mimte ein vom wilden Tier angefallenes, hilfloses Opfer, das kurz vor dem Ertrinken ist … bis er mit einem breiten Grinsen zu uns herüberschauend wieder aus dem Wasser auftauchte.

Auf dem Boot trafen wir auf eine Gruppe Schweizer, die wegen eines Projekts des Lions Club nach Uganda gereist waren und wie wir von der Schönheit des Landes und der Aufgeschlossenheit seiner Menschen beeindruckt waren.

Das Bwindi Community Hospital erreichten wir am Abend des darauf folgenden Tages, nach einer etwas holprigen, etwa 10-stündigen Autofahrt.

Strasse zum Krankenhaus © Michael Matschuck

In anderen Dörfern hatten wir bereits ‚Krankenhäuser‘ gesehen: meist eine sehr einfach konstruierte Behausung (ohne nennenswerte weitere Ausstattung), in der wohl zeitweise ein Heilkundiger Rat und Tat anbietet.

Das BCH wirkt wie eine medizinische Oase. Durch ein Tor, das seine zumindest optisch besten Zeiten seit längerem hinter sich hat, fuhren wir auf den Innenhof, wo uns kurz darauf Dr. Forat Sadry begrüßte. Sichtlich erschöpft berichtete sie von den Herausforderungen des Tages und verabredete sich mit uns für den nächsten Morgen. Obwohl selbstredend wenig Mittel zur Verfügung stehen, stellte man uns Unterkünfte auf dem Krankenhaus-Gelände zur Verfügung – einfache Zimmer mit Betten, Waschbecken, WC und Dusche, in einer der Unterkünfte jedoch leider ohne fließend Wasser.

Am nächsten Morgen bot sich uns das offenbar alltägliche Bild. Zig Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, waren gekommen und warteten, größtenteils im Freien, auf Hilfe und ärztlichen Rat. Viele kommen aus den umliegenden Dörfern und Gegenden. Sie nehmen häufig mehrere Tagesmärsche auf sich, um Hilfe zu bekommen. Viele kommen aufgrund fehlender Aufklärung und fehlender Mittel zu spät.

© Michael Matschuck

Vor rund 10 Jahren, als das BCH von den Amerikanern Dr. Scott und Carol Kellermann gegründet wurde, errichtete und nutzte man zunächst einen einfachen Holzbau. Dieser steht heute in der Mitte des Geländes und dient, neben der Erinnerung an die Anfänge, den Patienten und ihren Familien als Aufenthaltsraum und Internetcafé – solange die Stromversorgung dies ermöglicht, versteht sich.

Hinzu kamen über die Jahre die Chirurgie, eine Kinderstation, Entbindungsräume, eine Mutter-Kind-Station, eine Station speziell für Mütter, deren Kinder durch Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken, eine (recht dürftige) Notaufnahme, eine Station für Mütter, bei denen vor oder bei der Geburt mit Komplikationen zu rechnen ist, eine Station nur für männliche Patienten, eine Art Kantine für die Angestellten (mit Open-Air-Küche hinter dem Haus), Verwaltungsräume, eine Waschküche sowie ein neuer Röntgenraum, der für uns natürlich von besonderem Interesse war. In einem kleinen Garten werden ein paar Obst- und Gemüsesorten angebaut. Erst kürzlich konnten durch Spenden Überdachungen aus Wellblech für die Verbindungswege zwischen den Gebäuden gebaut werden. Eine vermeintlich kleine Verbesserung, die aber Patienten und Angestellten das Leben deutlich angenehmer macht.

Da die Patienten für ihre Verpflegung selbst sorgen müssen, wird darüber hinaus ein sehr einfacher Bau mit Feuerstellen zur Zubereitung von Essen für die Familien zur Verfügung gestellt.

Dr. Sadry, ihr Schweizer Kollege Samuel Grenier und Aida, die ‚Chefsekretärin‘, nahmen sich zwischen den Behandlungen und unzähligen organisatorischen Aufgaben immer wieder Zeit, um uns alles zu zeigen und zu erläutern. Wir lernten den Anfang 20-jährigen (!!) Chirurgen und sogar den äußerst bescheiden und sanftmütig auftretenden Chef des Krankenhauses, Dr. Birungi Mutahunga, kennen.

Bwindi Community Hospital © Michael Matschuck

Zitat Dr. Birungi: Ich weiß nicht wie ich Ihnen danken soll. Was kann ich sagen, wenn Menschen von weit her hier zu uns kommen und ausgerechnet uns so sehr helfen und unterstützen, obwohl doch auf der ganzen Welt an so vielen Orten Hilfe benötigt wird. Dafür gibt es kaum Worte.

Auch in der täglichen Morgenmesse für Angestellte, Patienten und ihre Familien wird von der Hilfe von außen berichtet und Danksagungen ausgesprochen.

Der alte Röntgenraum bestand aus einem rostigen, feuchten Container, ohne ausreichenden Arbeitsplatz und mit völlig veralteten, nur teilweise funktionierenden Geräten. Für die neue Röntgenanlage wurde eigens ein Anbau errichtet, sogar mit einem separaten Raum zur Entwicklung der Filme.

Der Aufbau der Anlage gestaltete sich durchaus schwierig. Zunächst musste der Container entladen werden. Klingt einfach, ist ohne die hierzulande gewohnten technischen Hilfsmittel jedoch ein wirklicher Kraftakt. Zwar wurde ein funktionstüchtiger Kran herangeschafft, aber dieser konnte die einzelnen Kisten im Container leider nicht greifen (der Container war randvoll und zwischen den einzelnen Transportboxen kaum Lücken), so dass teilweise sehr schwere Einzelteile nach und nach entladen wurden. Bei (Regenwald-)Regen ist eine solche Aktion undenkbar, aber die Wetterverhältnisse waren zum Glück günstig.

In dem neu errichteten Röntgenraum warteten weitere Schwierigkeiten. Hier war kein geübtes Bauunternehmen am Werk gewesen – es fehlte an Zugängen, Steckdosen, Anschlüssen etc. Und um im Nachhinein eine ca. 40 cm dicke Wand zu durchbohren fehlt es weit und breit an Werkzeug. Lösung: einen kaputtgebohrten Bohrer mit einem zweiten verbinden und mit aller Kraft durch die Wand – das dauert. Dann fehlten Schrauben, um z. B. den 500 kg schweren Schwenkarm zu montieren. Ein Angestellter lief los, um entsprechendes Material zu besorgen … und kam mit einer einzelnen, nicht tauglichen Schraube wieder. Er musste (mehrmals) erneut losziehen … und suchen. Kein Baumarkt, kaum Bedarf an derartigen Utensilien.

Doch mit Hilfe von zwei gut ausgebildeten ugandischen Ingenieuren wurde der Aufbau noch während unseres Besuches fertiggestellt.

Schließlich hatten wir sogar Gelegenheit, einzelnen Behandlungen bzw. Diagnosen beizuwohnen. Nach einer Ultraschalluntersuchung wurde der Patientin mitgeteilt, dass bei der vorangegangenen OP nichts mehr getan werden konnte und sie bald sterben wird – die Patientin nahm die Diagnose sichtlich mit Schrecken auf, bleibt aber ansonsten völlig ruhig. Dr. Sadry pflegt allen Patienten ausdrücklich die ganze Wahrheit über ihren Gesundheitszustand mitzuteilen – und diese Ehrlichkeit wird geschätzt.

Später wurde ein angeblich 5-jähriges Mädchen behandelt (laut Dr. Sadry war die Kleine für das angegebene Alter viel zu klein). Auch sie und ihre Mutter waren völlig ruhig, wenn auch mit ängstlichem Blick. Im gesamten Krankenhaus gab es trotz großer Leiden keine Schreie, kaum Tränen. Das kleine Mädchen litt seit Jahren an Inkontinenz. Röntgenaufnahmen zeigten, dass sie drei Nieren hat. Dies ist, so lernten wir, nicht weiter tragisch, doch von den Nieren gab es keine intakte Verbindung zur Blase. Die erlösende OP war im BCH nicht möglich, da ein Spezialist benötigt wurde, von denen es im Land offenbar nur zwei gibt. Nun hätte der Patientin und ihrer Mutter eigentlich mitgeteilt werden müssen, dass der Kleinen nicht zu helfen ist, denn die Behandlung, beispielsweise im weit entfernten Kampala, kostet Geld, ebenso die Hin- und Rückreise der beiden Frauen, ihre Unterbringung und die Verpflegung vor Ort. Für solche Situationen hat Dr. Sadry ein persönliches Konto (mit ihrem privaten Geld) angelegt, um in Härtefällen unterstützen zu können. Aber die Auswahl fällt schwer – wer bekommt Extrahilfe und wem muss man mitteilen, dass nichts weiter getan werden kann …

Behandlung durch Dr. Sadry © Michael Matschuck

Um für die Zukunft qualifizierte Helfer ausbilden zu können, wurde ein besonderes, ehrgeiziges Projekt ins Leben gerufen: eine Arzthelferschule. Hier sollen (im ersten Jahr mind. 15) junge Menschen die notwendigen Fähigkeiten erlernen, um den Betrieb des BCH und die Hilfe an anderen Orten aufrecht zu erhalten, zu optimieren und gleichzeitig Zukunftschancen für die Schüler zu schaffen. Die extra neu errichteten Gebäude sind beeindruckend. Es gibt durchaus akzeptable Unterkünfte, Klassen und Übungsräume sowie einen Essensraum mit (innenliegender) Küche. Der erste Unterricht sollte bereits in wenigen Wochen beginnen. Ein Unternehmen spendete bereits einen Schub iPads für den ersten Jahrgang. Mit welchem Strom die Geräte aufgeladen und mit welchen Mitteln sie instandgehalten und weitere für die nächsten Schüler gekauft werden sollen, ist noch nicht klar. Die Stromversorgung ist und bleibt auch voraussichtlich ein elementares Thema. Zurzeit funktioniert lediglich ein Generator, der immer wieder ausfällt (was für alle Angestellten inzwischen normal erscheint). Die Haupt-Stromzufuhr, die eigentlich über einen Damm mit angeschlossenem Generator, läuft, ist derzeit gekappt. Die Regierung und der Errichter sind in offensichtlich lang anhaltendem Disput darüber, wer was zu verantworten bzw. zu zahlen hat. Das Krankenhaus spielt quasi eine Nebenrolle und muss mit den Bedingungen umgehen.

Der Container bleibt dort … © Michael Matschuck

Auch für die Forscherin Martha Robbins spielt das Wohlbefinden der örtlichen Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Menschen, die leiden müssen, haben zweifellos und vielleicht verständlicherweise keinen Sinn für den Schutz von Berggorillas und der Umwelt an sich. Menschen, die nicht täglich ums Überleben kämpfen müssen, haben überhaupt erst Gelegenheit, sich mit anderen Dingen zu befassen. Aber es ist offensichtlich, dass in Uganda, oder zumindest in dieser Region ein wichtiger Punkt erreicht wurde. Schon viele Menschen haben verstanden, dass der Schutz ihrer Pflanzen- und Tierwelt, auch für sie von Vorteil ist. Sie lieben ihr wunderschönes Land und ergreifen gern die Chance, dieses zu schützen. Mitarbeiter wie beispielsweise Ranger genießen ein verhältnismäßig hohes Ansehen. Manch Ugander mag dem Tourismus noch skeptisch gegenüberstehen, aber grundsätzlich überwiegt die Einstellung: Touristen bringen Geld; sie wollen die Natur Ugandas bestaunen, berichten zu Hause von ihren Erfahrungen und bringen bestenfalls weitere Interessierte und mehr Geld und damit Jobs.

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