(C) Rich Carey

Hambacher Forst: die Rodung eines deutschen Urwaldes

Der Hambacher Forst , auch bekannt unter den Namen Bürgewald und Die Bürge , ist einer der ältesten Wälder Deutschlands und gehörte vor seiner Rodung zu den größten Mischwäldern Mitteleuropas. 1978 kaufte das Braunkohlebergbau- und Energieversorgungsunternehmen Rheinbraun den umliegenden Gemeinden ihre Anteile am Bürgewald ab und begann unverzüglich mit großflächigen Rodungen um den Aufschluss des Hambacher Braunkohltagebaus vorzubereiten. 2003 fusionierte Rheinbraun mit der Muttergesellschaft RWE AG. Nach 40 Jahren Rodung hat der Energiekonzern der Kohleförderung wegen 90% des Waldes vernichtet.

Der Hambacher Forst: Ein vielseitiges Ökosystem

Vor etwa 12.000 Jahren endete die letzte Eiszeit in Mitteleuropa. Eis aus über 100.000 Jahren Kältezeit wich einem aufblühendem Deutschland. An unseren Küsten und in alpinen Gebieten umrahmten Moore die dichten Buchenwälder, die über Jahrtausende hinweg gediehen und das langsam ergrünende Mittel- und Westeuropa bewuchsen. Neben der dominanten Buche war der ehemalige Bürgewald mit seinen Eichen und Hainbuchen besonders, auch, weil er in den folgenden Jahrtausenden auf eine Größe von 5.500 Hektar wachsen und gedeihen konnte. Heute weiß man, dass der Hambacher Forst ein Wald mit hoher ökologischer Wertigkeit ist und regelrechten Relikten von wärmeliebenden Arten ein zu Hause gibt. Allein in dem heute noch verbliebenden Hambacher Forst, einem zehnprozentigen Überbleibsel des ursprünglichen Bürgewaldes, leben 142 Arten, die offiziell unter Schutz stehen. Zwölf davon sind Fledermausarten, die vom Aussterben bedroht sind. Auch der Mittelspecht fürchtet mit der fortschreitenden Rodung um seine Existenz, denn der Hambacher Forst beherbergt eine der fünf größten Mittelspechtpopulationen Deutschlands. Dadurch ist er nicht nur in der Niederrheinischen Bucht vertreten, sondern findet seinen Platz auch auf der Roten Liste 2 für stark gefährdete Arten. 

Bagger gegen Haselmaus – die RWE AG plant nächste große Rodung

Anfang Oktober beginnt für die großen Bagger der RWE AG die nächste Rodesaison. Eines der ältesten Ökosysteme Deutschlands soll dem größten Braunkohletagebau Mittel-Europas für immer weichen. Was über Jahrtausende zwischen Aachen und Köln gewachsen ist, kann in wenigen Jahren unwiderruflich zerstört sein. Neben tausenden Demonstranten, die gegen den Energiekonzern durch die Wälder streifen und kürzlich Polizeihundertschaften auf den Plan gerufen haben, versuchen auch Non-Profit-Organisationen wie Greenpeace die Debatte auf ein politisches Level zu heben. Greenpeace Geschäftsführer Martin Kaiser appelliert an Kanzlerin Angela Merkel und hofft darauf, dass sie mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet in den Dialog treten wird, um den Energiekonzern „diesen Konflikt nicht mit der Brechstange“ durchsetzen zu lassen. 

Einer der wohl wichtigsten Punkte in diesem Konflikt ist, dass die Kohlekommission eigentlich gerade über das wie und wann des Kohleausstiegs verhandelt. Greenpeace-Chef Martin Kaiser ist selber Mitglied der Kommission und führt an, dass „der gesellschaftliche Gesamtkonsens zur Frage des Kohleausstiegs“ geklärt werden müsse. Platt gesagt: Wenn Kohle in Zukunft nicht mehr relevant sein sollte, sind Urwälder wie der Hambacher Forst komplett sinnlos vernichtet worden. Bisher scheine sich die RWE AG zumindest nicht für einen Gesamtkonsens zu interessieren und lässt weiter Demonstranten aus dem Hambacher Forst wegtragen. Laut diversen Berichten ziehen zwischen 4.000 und 9.000 Menschen derzeit durch die Wälder und versuchen die nächste Rodung Anfang Oktober aufzuhalten.

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