„Ein bisschen mehr Schlamperei täte der Sache nicht schlecht“ 

© Oldiefan

Bienen und viele andere für unser Ökosystem wichtige Insekten lieben Wildwuchs, Brachflächen und Felder, auf denen es nur so blüht und wütet. Der Deutsche hingegen pflegt die Ordnung, und somit sind viele deutsche Gärten zu wildblumen- und unkrautfrei: Todesurteil für Biene und Co. 

Viele Menschen sind sich der prekären Situation der Wildbienen bewusst. Das bayrische und baden-württembergische Volksbegehren „Rettet die Bienen“ sind Manifestierungen des wachsenden Bewusstseins, dass das Wohlergehen der Biene mit intensiver Landwirtschaft in Korrelation steht. Aber nicht nur Pestizide und Neonicotinoide sind das Problem, sondern dass blütenreiche Wiesen und Brachland anderweitig benutzt, als der Natur überlassen werden. „Die Bauern sind hierbei Opfertäter“, meint Gerhard Haszprunar, Direktor der Zoologischen Staatssammlung München und Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.

„Sie sind Täter, denn sie machen viele Dinge falsch. Sie sind zugleich Opfer einer völlig verfehlten Agrarpolitik auf EU- und auf Bundesebene. Sie können zum Teil aus wirtschaftlichen Zwängen nur das Falsche tun.“ Blütenstreifen an Feldrändern sind dabei gut gemeint, aber „ein Tropfen auf dem heißen Stein“, denn sie sind so nah an den giftgetränkten, industrialisierten Feldern lokalisiert, dass sie kaum beflogen werden. In München innerorts misst man die Insektendichte mittlerweile doppelt so hoch wie im landwirtschaftlich geprägten Umland. Fraglich, wie gesund unser Essen ist, wenn Bienen und Co. ihre Populationen bereits in die Städte des Menschen verlagern – und in den dortigen Gärten auf deutsche Ordnung stoßen.

„Lasst es blühen“ 

Unabhängig von unserer Agrarpolitik liegt das Schicksal der Bienen und vieler Insekten auch in den Händen des Einzelnen. „Hört auf eure Rasen zu düngen und jede Woche zu mähen. Lasst es blühen“, bittet Haszprunar. Denn Bienen lieben Wildblumen. Auf der Reise von den Ländereien in die Städte darben die Bienen weiter und suchen vergebens nach Nektar. Denn vielerorts entscheidet der Mensch über seinen Garten oder Balkon nicht nach was der Biene gut tun könnte, sondern nach was gut aussieht. „Ein bisschen mehr Schlamperei täte der Sache nicht schlecht“, empfiehlt Haszprunar. „Es muss nicht immer alles picobello sein.“ Und vor allem nicht aus der Gartenabteilung des Baumarktes. Denn viele Blumen sind schön anzusehen, aber ökologisch ungeeignet. Die meisten wurden zugunsten ihrer Optik zurückgebildet und besitzen keine Staubblätter mehr – und damit keine Pollen und keinen Nektar. Wer in Zeiten wie diesen in seinem Bereich des Möglichen etwas Gutes tun möchte, der überlasst seinen Garten (oder Teile) der Natur und schaut dabei zu wie sie aufatmet.  

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